Von Ralf Keuper
Seit einigen Tagen steht das Startup-Verzeichnis NRW online zur Verfügung. Es enthält eine Aufstellung der Startups in Nordrhein-Westfalen, aufgeteilt in die Regionen Aachen, Bergisches Städtedreieck, Münsterland, Niederrhein, Ostwestfalen-Lippe, Rheinschiene, Ruhrgebiet und Südwestfalen. 
Der Bericht kommt auf insgesamt 412 Startups. Die meisten stammen aus dem rheinischen Landesteil. Alleine Köln verfügt über deutlich mehr Startups als ganz Westfalen. 
Das überrascht nicht weiterhin, da Köln, und mit Abstrichen auch Düsseldorf, zu den attraktivsten Standorten für Startups in Deutschland zählen; allerdings deutlich hinter Berlin. Startups, vor allem aus dem Bereich IT, siedeln sich bevorzugt in urbanen Zentren, wie Köln, an. Das Rheinland hat hier gegenüber Westfalen einen klaren Standortvorteil. In Städten wie Köln haben sich in den letzten Jahren Startup-Ökosysteme gebildet, die eine hohe Anziehungskraft auf junge Unternehmer, Investoren und Talente/Mitarbeiter ausüben, wie u.a. die Studie Die FinTech Startup-Ökosysteme in Deutschland zeigt.
Westfalen mit seiner vergleichsweise starken industriellen Basis bietet hier zunächst nur wenig Anknüpfungspunkte. 
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Internet-Startups meistens an Orten niederlassen, wo die sog. Information Centric Industries wie Medien, Werbung, Beratung, Banken, Versicherungen und IT-Unternehmen überdurchschnittlich stark vertreten sind. In Westfalen erfüllt bei Licht gesehen keine Stadt diese Anforderungen.
Das ist allerdings kein Grund zur Resignation, wie nicht nur das Beispiel it’s OWL zeigt. Die Stärke der westfälischen Industrie liegt derzeit ganz klar im Bereich Produktionstechnologie bzw. im Maschinenbau. Die Industrie 4.0 könnte hier für weiteren Auftrieb sorgen. 
Bedeutende IT-Standorte in Westfalen sind Dortmund, Paderborn und mit Abstrichen, Münster und Bielefeld. In Dortmund machen seit einiger Zeit einige Startups wie RapidMinder auf sich aufmerksam. Paderborn ist prädestiniert für Startups aus dem Bereich der Industrial IT bzw. Embedded Systems. Ein bekanntes und ausgesprochen erfolgreiches “Startup” ist dSpace. Münster und das Münsterland (hier setze ich mich bewusst über die aktuelle Datenlage hinweg) bietet sich für Startups aus dem Umfeld Geoinformatik, Bionik und Biotechnologie/Pharma an. Die größten Impulse könnten in den nächsten Jahren aus Bielefeld kommen, genannt sei nur die Robotik. 
Bei allen Vorzügen, die urbane Zentren gegenüber eher ländlichen Regionen genießen – eine Voraussetzung, eine conditio sine qua non, für “nachhaltigen” Erfolg sind sie nicht, wie das Beispiel Boulder (Colorado) zeigt. Brad Feld vertritt in in seinem Buch Startup Communities die These, dass für den Erfolg einer Startup-Community die handelnden Personen, Leader entscheidend sind. Im Vergleich dazu sind Universitäten, Investoren und Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung von nachgeordneter Bedeutung. 

Schreibe einen Kommentar