Von Ralf Keuper
Am vergangenen Freitag hatte ich Gelegenheit, bei einem Workshop an der FH Bielefeld einem Vortrag des Geschäftsführers von Creations, Oliver Weicker, beizuwohnen. Darin erläuterte er das hauptsächlich von Google gesponserte Content Blockchain-Projekt.
Ziel ist es, eine Blockchain-Lösung für die Medienindustrie und Medienschaffende/Künstler zu errichten. Darüber sollen Bücher, Musikstücke etc. mit einer eindeutigen ID (Content Identifiers) versehen werden, über die dann die Lizenzgebühren verrechnet werden. Basis ist der International Standard Content Code (ISCC). Zentrale Bausteine sind darin der content and metadata derived identifier (CMDI) bzw. der Decentralized Identifier:
Anyone will be able to verify that a specific identifier indeed belongs to a given digital content. Even better, anyone can “find” the identifier for a given content without the need to consult external data sources. This approach also captures essential information about the media in the identifier itself, which is very useful in scenarios of machine learning and data analytics.
We would like our identifier to be registry agnostic. This means that identifiers can be self-issued in a decentralized and parallel fashion without the need to ask for permission. Even if identifiers are not registered in a central database or on a public blockchain they are still useful in cases where multiple independent parties exchange information about content. The CMDI approach is helpful with common issues like data integrity, validation, de-duplication and disambiguation.
Im Idealfall läuft das darauf hinaus, dass die Konsumenten über die Blockchain die entsprechenden Medien kaufen, ohne dabei ihre Anonymität aufgeben zu müssen. Weiterer Vorteil sind die vergleichsweise geringen Transaktionskosten – im Vergleich zu heute, wo viele Unternehmen noch mit verdienen wollen und dadurch den Anteil für die Produzenten/Künstler minimieren. Bislang ist dieser Prozess weitestgehend analog und ineffizient.
Die Lösung muss jedoch mindestens so gut sein, wie die von Apple, Google, Amazon, Alibaba, Tencent, spotify und Netflix. Apple, Google und Amazon haben beispielsweise eigene IDs (Amazon mit ASIN, Apple mit Apple-ID and Google mit GKEY). Das ist das Problem. Dort läuft das mit der Verrechnung relativ reibungslos. Anderenfalls bleibt die Akzeptanz gering.
Für das Projekt ist eine eigene Governance-Struktur mit verschiedenen Rollen vorgesehen. Die Blockchain selber soll öffentlich sein, also nicht privat. Das ist ein kleiner Widerspruch. Einmal mit Governance und dann doch ohne zentrale Instanz. Das Mining ist ein echtes Problem, da die chinesischen Mining-Pools schon jetzt 70 Prozent der Mining-Kapazitäten der Bitcoin-Blockchain auf sich vereinigen. Trotzdem hält man in dem Projekt am Proof of Work – Ansatz fest. Weicker räumte aber ein, in dem Projekt bislang noch keine Lösung für das Mining-Pool-Problem gefunden zu haben.
Neben dem Content Blockchain Project gibt es weitere Ansätze in dem Umfeld, wie bei Burda. Dessen Startup Bots Labs setzt große Hoffnungen in die Blockchain-Technologie (Vgl. dazu: Warum Blockchain das Potenzial hat, Facebook und Google zu ersetzen).
In einem Interview stellt der Chef von Bots Lab, Ingo Rübe, die Vormachtstellung der Internetkonzerne auch auf deren Hoheit über die Digitalen Identitäten der Nutzer zurück:
Blockchain hat tatsächlich das Potenzial, Intermediäre und Plattformen im Internet zu ersetzen. Dies wird das Internet nachhaltig verändern. Als Medienunternehmen kann man diese Entwicklung nun entweder beobachten, oder sie aktiv mitgestalten. Wir haben uns für des zweiten Weg entschieden. Facebook und ähnliche Plattformen sind für traditionelle Publisher heute die größte Bedrohung. Sie versuchen immer mehr, unser wichtigstes Asset, die Verbindung zum Leser für sich zu gewinnen und sich zwischen dem Publisher und den Konsumenten zu positionieren. Darüber hinaus verwalteten diese Unternehmen praktisch die Identität ihrer Benutzer im Internet.
Crosspost von Identity Economy