Von Ralf Keuper
Eine weitere Folge aus der Serie „Was ist Westfalen?“, heute mit Otto von Bismarck, entnommen seiner Rede an die Westfalen:

Meine Herren, ich bin dieser Zeit – ich kann beinahe sagen – aus allen deutschen Gauen hoch geehrt worden durch Begrüßungen und Anerkennungen, und wenn Sie mir dieselben aus Ihrer engeren Heimat bringen, so können Sie sagen, dass sich in Westfalen der Mikrokosmos der deutschen Welt wiederholt, in kleinerem Maßstabe und in zum Teil tieferer Färbung wie in anderen Teilen der deutschen Heimat. … Schon von unserer frühesten Geschichte her spielt das Westfalenland eine hervorragende Rolle. Ich bin überzeugt, dass Hermann der Cherusker in westfälischem Dialekt gesprochen hat. Ich wüsste nicht, woraus man schließen könnte, dass er damals anders gelautet hat wie heut in Paderborn und dem Teutoburger Walde … fast alle unsere germanisierten wendischen Länder, meine Heimat Brandenburg, in erster Linie Mecklenburg, weiter hinaus Pommern, sind durch westfälische Pioniere germanisiert worden – so weit heute die plattdeutsche Sprache reicht, sie ist von Westfalen ausgegangen und bis nach den baltischen Provinzen nach Russland hin; in Livland, in Estland war die herrschende Klasse der Bürger und des Adels noch hauptsächlich westfälischen und plattdeutschen Ursprungs, und ich selbst habe in Estland gefunden, dass der Deutsche dort nicht Deutscher, sondern Sachse, „Sachsenherr“ genannt wurde, was also doch in der uralten Beziehung des Sachsentums in Westfalen hindeutet. Ich habe stets gefunden, dass der Westfale sich immer als solcher bekennt, während ich dasselbe von anderen deutschen Stämmen nicht sagen kann. … Westfalen ist ein Land, auf das Anwendung findet, was ich auf einer Reise in Schweden in einem Liede gefunden habe, was die Schweden von ihrem Lande sagen: „Im Land sitzt Eisen, und auf dem Land wohnen Männer“, und das ist für Westfalen zutreffend: „ganze Männer“. 

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