Manche Wälder, Gehölzgruppen und Hecken in Nordwestdeutschland weisen Deformationen und Wuchsformen von Bäumen auf, die in der modernen Forstwirtschaft keinen Platz mehr haben. Es sind Zeugen extensiver Betriebsformen des historischen Waldes mit seinen vielfältigen Funktionen. Ihre Überformungsprozesse werden im Wesentlichen nur dann verständlich, wenn man sie mit spezifischen traditionellen Nutzungsweisen aus der Zeit vor den Markenteilungen in kausale Beziehungen setzt.

Mit der betrieblichen Umstellung im Gefolge der Markenteilungen, die, beginnend im18. Jahrhundert, vorzugsweise in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten, ging die Zeit der Extensivwirtschaft zu Ende. Nur vereinzelte Nutzungen überdauerten diese Zeit und ziehen sich gebietsweise bis in das 20. Jahrhundert hinein. …

Hecken gehören auch heute noch zum prägenden Landschaftsbild vieler Gegenden Nordwestdeutschlands. Schwerpunktmäßig konzentrieren sie sich in der Westfälischen Bucht, im südlichen Emsland, in Süd-Oldenburg und Schleswig-Holstein, wo sie meist als Wallhecken oder Knicks planmäßig angelegt worden sind und überwiegend, jedoch nicht ausschließlich, mit der ehemaligen Weidewirtschaft im Zusammenhang standen. Bis in die jüngere Vergangenheit hinein wurden die Holzbestände dieser Wallhecken unter niederwaldartiger Bewirtschaftung periodisch abgetrieben. Das Holz diente vorrangig der bäuerlichen Brennholznutzung, wobei die dickeren Stämme, in Scheiten von ca. 1/6 Klaftermaß (30 cm) zersägt, für den Hausbrand Verwendung fanden und das Kleinholz, in gleichmäßiger Länge von 60 bis 80 cm gebündelt, als „Buschen“ zur Heizung der Viehfutter-Kessel diente.

Quelle: Baumformen als Relikte ehemaliger Extensivwirtschaft in Nordwestdeutschland

Von Rolevinck

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