Wichtige Eckpunkte lippischer Territorialentwicklung lassen sich bis in die Zeit Bernhards II. zurückverfolgen. Dieser Edelherr und Heros unserer Landesgeschichte starb nach einem außerordentlich bewegten Leben als Krieger, Mönch, Missionar und Bischof im Jahre 1224 hoch betagt in seiner semgallischen Diözese im fernen Livland, im Baltikum. Er gründete 1185, mit anderen zusammen, das Zisterzienserkloster Marienfeld und etwa zur gleichen Zeit die Stadt Lippstadt. Mit dieser Stadtgründung nutzte er als erster Hochadliger in Westfalen ein sehr modernes Mittel der Herrschaftsbildung. Mit der Klosterstiftung schuf er parallel dazu die Grundlage für einen zentralen Ort der Memoria. Jedes Hochadelsgeschlecht, das etwas auf sich hielt, das sein Charisma und seine Herrschaftsbefähigung auf Geburt und Abstammung gründete, strebte zu dieser Zeit nach einem solchen Ort des liturgischen Gedenkens an die eigenen Vorfahren. Bis ins 14. Jahrhundert hinein wurden lippische Edelherren in Marienfeld begraben. Für die spätere Entwicklung und das Ausgreifen der Landesherrschaft in das heutige Lippe entscheidender aber waren dann andere Unternehmungen: die Gründung der Stadt Lemgo um 1190 und, fast zeitgleich, die Erbauung der Burg Falkenburg sowie der Ausbau der Burg Brake bei Lemgo. Burg und Stadt als wichtige, später oft miteinander verklammerte Elemente zeitgemäßer Herrschaftsbildung treten im Handeln des Edelherrn bereits deutlich hervor. Das alles hat Erich Kittel zu der plausiblen Annahme geführt, „ dass Bernhard II. um 1190 aus ursprünglich Paderborner und welfischem Besitz die Hoheitsrechte erworben hat, die die in ihrem späterem Territorium ursprünglich kaum begüterten Edelherren zur Lippe in den Stand setz – ten, hier eine Landesherrschaft aufzubauen“. Bernhard selbst übernahm nach 1200 dann wie angedeutet höhere Aufgaben in anderen Teilen Europas. Den Aufbau der lippischen Landesherrschaft diesseits des Waldes überließ er seinen Söhnen und Enkeln.

Quelle: „Der Eckstein ist gekommen …“ Die Konsolidierung der Herrschaft Lippe im 13. Jahrhundert.

Von Rolevinck

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