Von Ralf Keuper

In den letzten Jahren hat sich das Marktumfeld für die Banken und Sparkassen deutlich gewandelt. Ein Grund dafür ist die fortschreitende Digitalisierung, die dazu führt, dass die Kunden ihre Bankgeschäfte orts- und zeitunabhängig abwickeln können. Das Smartphone ersetzt die Filiale. Die Kunden suchen im Schnitt einmal pro Jahr eine Bankfiliale auf. Folge davon ist wiederum ein Filialsterben; besonders bei den Sparkassen. Bis zum Jahr 2021 soll die Hälfte Sparkassen-Filialen in Westfalen-Lippe verschwinden.

Die Sparkassen sehen sich mit einer für sie neuen Situation konfrontiert; sie müssen sich mit Konkurrenten auseinandersetzen, die einen anderen Aktionsradius besitzen und über enorme finanzielle sowie technologische Ressourcen verfügen. Gemeint sind die großen Internetkonzerne wie Google, facebook, Apple und Amazon. Wenn die Sparkassen ihre Kunden im Netz noch erreichen wollen, kommen sie an der Hardware, Software und den sozialen Netzwerken der Internetkonzerne nicht vorbei. Sie sind von ihnen abhängig geworden. Daneben bieten Google, Apple und Amazon bereits seit einiger Zeit selber Bankdienstleistungen an, wie im Kreditgeschäft und Zahlungsverkehr.

Lange Zeit konnten sich die Sparkassen auf ihre guten Kontakte zur Politik, sei es auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene verlassen. Jedoch stösst die klassische Lobbyarbeit immer häufiger an Grenzen. In Zeiten der Digitalisierung ist der Einfluss der Regierungen überschaubar. Apple & Co. lassen sich damit gewiss nicht aufhalten.

Die Sparkassen reagieren auf die neuen Herausforderungen eher trotzig und beweisen dabei häufig eine bemerkenswerte Lernresistenz. Auf Kritik reagieren die Sparkassen für gewöhnlich dünnhäutig. Ein gewisses höfisches Gepräge ist nicht von der Hand zu weisen. Nicht selten wirken die Sparkassen wie aus der Zeit gefallen – nicht nur in Westfalen – Lippe. Um die eigene Ertragssituation zu verbessern, fällt ihnen häufig nichts besseres ein, als die Gebühren zu erhöhen und gleichzeitig die Filialdichte zu verringern. Auch sonst haben die Kunden nicht den Eindruck, dass steigenden Gebühren ein verbesserter Service gegenüber steht. Proteste bleiben daher nicht aus, wie bei der Sparkasse Bielefeld, als diese ankündigte, ihre Kontoführungsgebühren zu erhöhen (Vgl. dazu: Sparkasse Bielefeld erhöht den Monatspreis – Neue Initiative kündigt Widerstand an). 

So unabkömmlich, wie sie zuweilen noch glauben, sind die Sparkassen nicht mehr. Das ist gewiss für viele Sparkassen-Vertreter ein ungewohnter Gedanke, für die Kunden dagegen weniger.

Bei der diesjährigen Jahrespressekonferenz kündigte der Westfälisch-Lippische Sparkassenverband an, das Filialnetz in den nächsten Jahren weiter auszudünnen. Die wirtschaftliche Situation der Sparkassen wurde darin als gut bezeichnet.

Zu den Sparkassen, die mit einem rückläufigen Ergebnis zu kämpfen haben, zählt die Sparkasse Paderborn Detmold (Vgl. dazu: Sparkasse Paderborn-Detmold senkt Personal- und Sachkosten). Zu dem Kosteneinsparungsprogramm der Sparkasse: 

Das geschah vor allem über geringere Personalkosten. Einerseits, weil Mitarbeiter das Angebot nutzten, für fünf Tage unbezahlten Urlaub einen Tag bezahlten Urlaub extra zu bekommen. Zum anderen durch eine Reduzierung der Belegschaft. Das ging aber vor allem auf die geringere Zahl an Auszubildenden zurück, die von 146 auf 92 sank. Fast allen 67 Azubis, die ihre Ausbildung 2017 beendeten, sei aber ein Vertrag angeboten worden. Die Zahl der Mitarbeiter ohne Azubis nahm so nur um 10 auf 1184 ab.

Damit befindet sich die Sparkasse Paderborn Detmold im allgemeinen Trend. Seit 2002 hat die Zahl der Beschäftigen im deutschen Bankgewerbe um 20 Prozent abgenommen (Vgl. dazu: Brauchen Banken mehr Personal?). Die Sparkasse Paderborn Detmold gehört übrigens zu den Initiatoren der Yomo-App der Sparkassen.

Noch schlechter sieht es bei den Ausbildungsplätzen aus, wie u.a. in Die Banking-App braucht keine Lehre zu erfahren ist. Das Bundesinstitut für Berufsausbildung stellt für den Zeitraum 1997 – 2015 einen Rückgang der Ausbildungsverträge in Deutschland von ca. 18.000 auf ca. 11.000 fest.  Die Zahl der Auszubildenden verringerte sich im selben Zeitraum von ca. 48.000 auf 32.000. Die Zeitschrift Unicum setzt den Beruf des Bankkaufmanns an die Spitze der 5 Jobs ohne Zukunft.

Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe unter seinem langjährigen Präsidenten Rolf Gerlach agierte nicht selten unglücklich, wie bei dem angedrohten Ausstieg aus dem gemeinsamen Haftungsverbund und dem Verkauf der Provinzial-Versicherung an die Allianz (Vgl. dazu: Provinzial-Betriebsrat mobilisiert Mitarbeiter „Wir lassen uns nicht zerschlagen“).  Als Gerlach seinen Rücktritt ankündigte, wurde das von einigen aus dem Sparkassenverbund mit Erleichterung aufgenommen (Vgl. dazu: Dr. Rolf Gerlach geht: Digitalisierung & Zukunfts­fragen gehören in die Hand einer neuen Generation).

Wenig Fingerspitzengefühl zeigten der Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse Gütersloh. Dort war man auch nach 15 verlorenen Prozessen gegen einen bestellten und vor Amtsantritt fristlos entlassenen Vorstand nicht bereit, einzulenken (Vgl. dazu: Sparkasse Gütersloh setzt ihre Sammlung verlorener Prozesse unbeirrt fort). Mittlerweile scheiterte die Sparkasse erneut – diesmal vor dem Oberlandesgericht Hamm, worüber in Sparkasse scheitert wieder vor Gericht berichtet wird.

Darin heisst es zum Schluss:

Der Sparkasse wurden nach einem Streitwert von 756 700 Euro auch die Kosten des bisher in zwei Instanzen geführten Rechtsstreits auferlegt. Eine Revision ließ das Gericht nicht zu.

Neben dem finanziellen Schaden wird sich die Sparkasse auch mit einem Reputationsverlust auseinanderzusetzen haben. Wieso der Westfälisch-Lippische-Sparkassenverband und der Deutsche Sparkassenverband hier nicht auf die Sparkasse Gütersloh eingewirkt haben, ist nur schwer verständlich. Vielleicht ist das ja auch erfolgt.

Für die Sparkassen in Westfalen-Lippe wie überhaupt in Deutschland brechen harte Zeiten an. Das Schicksal des Bergbaus und der Stahlindustrie liegt nahe. Das Rationalisierungpotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Einige gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Banken und Sparkassen in den nächsten Jahren von der Bildfläche verschwinden werden (Vgl. dazu: Abgesang auf die Banken). So oder so: Die Sparkassen werden als Arbeitgeber in Westfalen drastisch an Bedeutung verlieren. Damit werden sie auch für die Politik uninteressanter.

Von Rolevinck

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