Ackerbau und Viehhaltung sind zwar nicht die ältesten Formen des Nahrungsmittelerwerbs, doch reichen die Anfänge dieser Bodennutzung in Nordwesteuropa bekanntlich bis in die jüngere Steinzeit zurück, die man zwischen 10000-4000 v. Chr. anzusetzen hat. Auch im westfälischen Raum ist die Landwirtschaft seit dieser Epoche bis ins späte 19. Jahrhundert hinein und in einigen seiner Gebiete sogar noch darüber hinaus ununterbrochen die wichtigste Quelle der Existenzsicherung gewesen. Der Landbau als vorherrschende Produktionsform prägte dic gesamten Daseinsverhältnisse, so daß wir im tieferen Sinn heute von der vorindustriellen Agrargesellschaft sprechen. Auch nach den großen Modernisierungsschüben Industrialisierung und Urbanisierung ging der Anteil der Landwirtschaft an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung nur ganz allmählich zurück. Erst seit den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts sank bei immer rascher wachsender Produktivität die absolute Zahl der hier Beschäftigten erstmals in der Geschichte kontinuierlich stark ab. Die Einbindung der westfälischen Landwirtschaft in den gemeinsamen europäischen Markt mit seinen zahlreichen preisregulierenden Marktordnungen zeigt aber, daß dieser primäre Wirtschaftssektor keineswegs völlig an Bedeutung verloren hat, sondern in der postindustriellen Phase nur neue Strukturen sich anzunehmen schickt.

Quelle: Hans-Jürgen Teuteberg. Agrarhistorische Forschungen in Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert: Entwicklung, Quellen und Aufgaben

Von Rolevinck

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