Die Geschichte Mindens ist reich an Gestalten, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung erlangten. Von Künstlern und Gelehrten über Politiker und Reformer bis hin zu Pionieren der Moderne entfaltet sich ein Panorama, das sieben Jahrhunderte umspannt – ein lebendiges Zeugnis dafür, wie stark eine Stadt an der Weser die Welt beeinflussen konnte.


Bereits im 14. Jahrhundert begegnen wir Meister Bertram, dessen Malerei die religiöse Vorstellungswelt des Mittelalters prägte. In Eberhard von Cersne, dem Minnesänger, klingt das poetische Erbe jener Zeit nach. Heinrich Bulle und Hermann Schilling, Juristen und Politiker um 1500, stehen für die frühneuzeitliche Gelehrsamkeit Mindens.

Das 17. Jahrhundert brachte den Mediziner Johannes Wesling hervor, der die wissenschaftliche Forschung bereicherte, und zugleich die tragische Figur Margarethe Rockemann, Opfer der Hexenverfolgung. In derselben Epoche wirkte Wilhelm Heinrich von Thulemeyer (1683–1740), ein preußischer Staats- und Kriegsminister von Rang, der als Mitglied des Tabakskollegiums und als Justizminister ein gewichtiger Staatsmann war.

Im Übergang zur Neuzeit steht Caroline von Humboldt, gebürtig aus Minden, deren geistige Offenheit und Mäzenatentum Europa kulturell prägten. Mit Friedrich Wilhelm Bessel, Astronom und Mathematiker, trat Minden schließlich in den Sternenhimmel der Wissenschaft ein.

Das 18. und 19. Jahrhundert sind ein besonders reiches Kapitel: Friedrich Ludwig von Vincke als Verwaltungsreformer und erster Oberpräsident der Provinz Westfalen, Philipp von Pestel als Oberpräsident der Rheinprovinz, Karl Theodor Seydel als Berliner Oberbürgermeister mit nachhaltigen Sozial- und Infrastrukturprojekten. Eduard von Moeller war Regierungspräsident in Köln und Kassel sowie Oberpräsident der preußischen Provinz Hessen-Nassau und des späteren Reichslandes Elsaß-Lothringen. Hinzu kommen Jakob Philipp Wolfers in der Astronomie, Pauline von Mallinckrodt als Ordensgründerin, Hermann von Mallinckrodt als Politiker, Hermann Vogelsang als Geologe und Otto von Diederichs als Admiral – und Louis Baare, der als Wirtschaftspionier neue Wege beschritt und Industrie sowie sozialen Fortschritt eng miteinander zu verbinden wusste. Franz Boas wiederum begründete von Nordamerika aus die moderne Kulturanthropologie.

Im 20. Jahrhundert weitete sich das Spektrum: Hans Koeppen, Pionier des Automobils, gewann 1908 die erste Auto-Weltumrundung. Wilhelm ter Brüggen trug den Mindener Geist bis nach Brasilien, wo er als Konsul in Porto Alegre wirkte. Franz Cornelsen (1908–1989) gründete einen der wichtigsten deutschen Schulbuchverlage und wurde zum Stifter für Bildung und Erziehung. Gertrud von le Fort schrieb Romane und Essays von europäischer Bedeutung, Gustav Althoff prägte das frühe Kino.

Auch die jüngere Vergangenheit ist mit Namen verbunden, die weit über die Stadt hinausstrahlen: Hans Wollschläger (1935–2007), Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker, berühmt für seine Joyce-, Poe- und Karl May-Editionen, zugleich streitbarer Essayist und Denker. Lutz Geldsetzer (1937–2019), Philosoph und Professor in Düsseldorf, öffnete Räume für Wissenschaftstheorie und interkulturellen Dialog.

So entsteht ein Mosaik von Künstlern und Wissenschaftlern, Staatsmännern und Reformern, Literaten und Philosophen, Pionieren und Mäzenen. Minden erweist sich in dieser langen Reihe nicht nur als Ort an der Weser, sondern als geistige Landschaft, deren Menschen Impulse gaben, die Europa und die Welt veränderten.

Von Rolevinck

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