Von Ralf Keuper 

Die Versorgung einer Region mit dem Breitband ist in unserer von zunehmender Digitalisierung geprägten Zeit von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Einen guten Überblick über den Ausbaustand gibt der Breitbandatlas NRW. Darin stechen in Westfalen die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Bottrop mit Top-Werten hervor, währenddessen die Landkreise Coesfeld und Höxter die Schlusslichter sind.

Selbst ein so wirtschaftsstarker Kreis wie der von Gütersloh liegt weit unter dem Landesdurchschnitt. Die Frage nach dem Warum hat mir keine Ruhe gelassen. Während der Recherche bin ich auch weitere Informationen gestossen, die eine erste Bestandsaufnahme für Westfalen zulassen.

Beispiel Kreis Gütersloh

Da er mir besonders vertraut ist, konzentriere ich mich in den folgenden Ausführungen auf den bereits erwähnten Kreis Gütersloh. Das trifft sich um so besser, als hier noch großer Bedarf zu bestehen scheint.

Besonders aussagekräftig ist der Digitale Breitband Masterplan für ein FTTB/FTTH-Netz im Kreis Gütersloh, verfasst von der Micus Management Consulting GmbH aus Düsseldorf, die auch für andere Städte und Kreise in NRW ähnliche Masterpläne erstellt hat. Die Lektüre des Berichts lohnt sich auch für Leser, die nicht im Kreis Gütersloh beheimatet und – wie ich – Laien auf dem Gebiet sind.

Über die Bedeutung und Entwicklung von Breitband heisst es:

Breitbandnetze sind die Grundvoraussetzung unserer Wissens- und Informationsgesellschaft und für das zukünftige Angebot von Dienstleistungen, für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und für die Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen unabdingbar. Breitbandinternet ist bereits heute zu einem wesentlichen Teil des sozialen, kulturellen und unternehmerischen Lebens geworden. Rechtlich wird die Versorgung mit Breitband im Telekommunikationsgesetz beschrieben, wobei nicht genau definiert wird, welche Bandbreite für einen funktionalen Internetzugang ausreichend ist. Derzeit werden im Allgemeinen 2 Mbit/s als breitbandiges Internet bezeichnet und können als ausreichend für eine Grundversorgung angenommen werden. Für den weiteren Ausbau ist es allerdings nicht ausreichend, nur eine Grundversorgung von 2 Mbit/s anzustreben. Die aktuell versorgten Gemeinden und Kommunen müssen auch in Zukunft den immer rasanter wachsenden Bandbreitenbedarf decken. Die Versorgung mit 50 Mbit/s und mehr sollte in den nächsten Jahren gewährleistet werden. Das Ziel der Bundesregierung ist es das bis zum Jahr 2018 allen Haushalten Übertragungsbandbreiten von mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung stehen.

Einige Zeilen später kommt dann auch die Erklärung dafür, weshalb Landkreise für gewöhnlich eine deutlich geringere Ausbaustufe aufweisen als Großstädte:

Der wachsende Bedarf nach immer schnelleren Datenverbindungen kann nur durch einen kontinuierlichen Ausbau von Breitbrandnetzen gedeckt werden. In städtischen Räumen erfolgt dieser Ausbau marktgetrieben durch private Netzbetreiber. In ländlichen Räumen führt die geringere Bevölkerungsdichte zu höheren Ausbaukosten. Der Ausbau von Breitbandnetzen ist allein nach wirtschaftlichen Maßstäben oft nicht möglich. Auf dem Weg in die Zukunft breitbandiger Internetversorgung drohen ländliche Räume sowie die Randbereiche von Städten und Gemeinden daher zunehmend abgehängt zu werden.

Als Hauptziel des Projekts nennt der Masterplan:

Das Hauptziel des Projekts ist die Erarbeitung eines Masterplans zum Aufbau eines flä- chendeckenden FTTB/FTTH-Netzes im Kreis Gütersloh bis zum Jahr 2025.

Wohlgemerkt: Bis 2025! Zur Überbrückung dieses Zeitraums sollen bei kurz- bis mittelfristigen Engpässen Funktechnologien oder VDSL-Leitungen eingesetzt werden.

Es stellt sich die Frage, ob die Annahmen von heute, die ja letztlich nur Schätzungen sein können und als Basis den technologischen Stand von heute nehmen, in zehn Jahren überhaupt noch gültig sind. Das muss nicht in jedem Fall von Nachteil sein. Es könnte durchaus geschehen, dass zwischenzeitlich neue, günstigere Technologien für die Übertragung entwickelt werden, wenngleich die Wahrscheinlichkeit gering sein mag.

Jedenfalls gehört keine prophetische Gabe dazu, für die Zukunft ein rasant zunehmendes Datenvolumen vorherzusagen, u.a. durch die Verbreitung des sog. Cloud Computing, das insbesondere für Kleine und mittelständische Unternehmen und/oder Startups von großer Bedeutung ist bzw. sein wird. Wenn also Westfalen auch künftig ein attraktiver Standort für Internet-Starups und innovative Unternehmen sein will, dann hat die Versorgung mit entsprechenden Leitungskapazitäten Priorität. Berücksichtigt man dann noch, dass die Industrie 4.0 und das Internet of Things für eine von mittelständischer Industrie geprägte Region eine herausragende Stellung einnehmen werden, dann erhöht sich der Handlungsdruck noch.

Auch in den Landkreisen selbst gibt es z.T. erhebliche Unterschiede bei der Breitbandversorgung. So soll bereits im 1. Quartal 2016 nahezu jeder Haushalt in Gütersloh Zugang zum “schnellen Internet” haben, wie die NW in Telekom hat in Gütersloh mit dem gezielten Breitbandausbau begonnen berichtete.

Woanders im Kreis kommen die Segnungen des Internet erst deutlich später an, wie beispielsweise in den Versmolder Ortsteilen Bockhorst und Hesselteich, wie das WB in Digitaler Masterplan zum Breitbandausbau bis 2025: Ortsteile gucken in die Röhre schreibt.

Weitere Kreise ziehen nach

In der Stadt Paderborn soll der Breitbandausbau bis 2017 abgeschlossen sein. Für den Kreis Paderborn existiert ebenfalls ein Masterplan. Gleiches gilt für den Kreis Warendorf.

Breitbandausbau noch zu schleppend

Festzuhalten bleibt, dass in Sachen Breitbandausbau noch einiges zu tun ist und auch noch mehr geschehen muss, sowohl auf Landes- wie auch auf Bundesebene; ein Punkt, auf den der Breitbandprediger aus Münster zu Recht immer wieder hinweist.

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