Von Ralf Keuper

Es gibt Finanzkennzahlen, die lassen aufhorchen – so wie im Fall der jüngst von der Deutschen Fussball Liga (DFL) veröffentlichen Aufwendungen der Bundesliga-Vereine für (Spieler-)Berater (Vgl. dazu: BVB zahlt mehr als 40 Millionen Euro an Berater – mehr als alle anderen). Wer nun gedacht hätte, dass sich die übliche Rangfolge mit dem FCB als einsamen Spitzenreiter wiederholt, täuscht sich. Auf Platz 1 liegt der BVB mit fast 41 Mio. Euro an Aufwendungen für Berater. Weit abgeschlagen folgen Leverkusen mit 22,6, der FCB mit 22,3 und Wolfsburg mit 21,6 Mio. Dass hohe Honorare für Spielerberater nicht unbedingt mit sportlichem Erfolg korrespondieren müssen, zeigen die Beispiele Wolfsburg und HSV. Der BVB zahlt allein für Spielerberater in etwa das Doppelte des gesamten Etats des Aufsteigers SC Paderborn 07, der über einen Gesamtetat in der 1. Bundesliga von 22 Mio. Euro verfügt.

BVB-Sportdirektor Zorc wird mit den Worten zitiert, dass hohe Ausgaben für Spielerberater unumgänglich seien, um weiterhin oben mitspielen zu können. Es sei davon auszugehen, dass die Aufwendungen sogar noch steigen.

Diese von Zorc unterstellte Zwangsläufigkeit bedarf der Kritik. Wenn ein Verein, der mit dem Slogan “Echte Liebe” wirbt, das Doppelte für Spielerberater ausgibt, als der FCB, dann ist die Frage erlaubt, warum die sportlichen Erfolge beim BVB diesem überproportionalen Einsatz nicht entsprechen – und überdies, was das nun mit “Echter Liebe” zu tun haben soll – die Liebe zu Spielerberatern etwa? Platter Materialismus statt eines gesundes Maßes an Idealismus? Warum dann noch überhaupt Jugendarbeit? Die schlichte Argumentation von Zorc, der mit seinen Spielereinkäufen in der Vergangenheit häufig kein glückliches Händchen hatte, und den Niedergang des BVB zu Beginn der 2000er Jahr aus nächster Nähe miterlebt hat, ist erschreckend.

Nicht alle teilen die Sicht von Zorc: So sieht der Chefredakteur des Kicker mittlerweile den Gesetzgeber geordert (Vgl. dazu: 200 Millionen Euro für Spielerberater: Der Gesetzgeber ist gefordert!). Der BVB-Fan Hans-Ulrich Gumbrecht spricht mit Blick auf den wachsenden Einfluss der Spielerberater von einem Beziehungschaos und Zorc-Kollege Max Eberl von Borussia Mönchengladbach hält die Entwicklungen für alles andere als segensreich.

Hier noch weitere Beiträge, die sich kritisch mit dem Wirken der Spielerberater beschäftigen:

Es wäre naiv zu glauben, dass es im Profifussball nur um große, echte Gefühle geht. Daraus folgt jedoch nicht, dass man als Verein, der für sich beansprucht, nicht allen Verlockungen des Big Business zu erliegen, dem Treiben tatenlos und schicksalsergeben zusehen muss. Wer Vereine wie Hoffenheim und RB Leipzig für ihr “Geschäftsmodell” kritisiert, kann m.E. nicht gleichzeitig 40 Mio. für Spielerberater ausgeben und dann noch den wirtschaftlichen Abstand zum FCB beklagen. Die 20 Mio, die der BVB hier mehr als der FCB, noch dazu mit geringerer Erfolgsquote, zahlt, wären anderswo womöglich besser angelegt.

Da sind die Modelle Hoffenheim und RB Leipzig irgendwie ehrlicher. Und der FCB zeigt einmal mehr, was ihn vom BVB unterscheidet.

Kurzum: Der BVB ist in seiner derzeitigen Verfassung in keiner Weise meisterlich.

Von Rolevinck

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