Von Ralf Keuper

Eine Hochburg der klassischen Musik war Paderborn zu keiner Zeit. Wohl aber hat die Stadt einige herausragende Musiker beherbergt, wie Engelbert Humperdinck, der in Paderborn sein Abitur machte, und dessen Großvater, Franz Xaver Hartmann, Domkantor in Paderborn war, sowie Hans Ulrich Humpert, der neben Karl-Heinz Stockhausen als Pionier der elektronischen Musik gilt.

Ein weiteres Beispiel ist Agostino Steffani, der für acht Jahre als Weihbischof in Paderborn tätig war. Zu dieser Zeit war er jedoch nicht mehr als Komponist tätig. Seine große Zeit als Komponist erlebte er an den Höfen in München und Hannover (Vgl. dazu: Agostino Steffani: Europäischer Komponist und hannoverscher Diplomat der Leibniz-Zeit).

Nach Paderborn führte Steffani die Tatsache, dass Franz Arnold von Wolff-Metternich zur Gracht neben dem Bistum Paderborn auch das Bistum Münster zugesprochen wurde. Daher benötigte er einen Vertreter. Zusammen mit Franz Arnold übernahm Steffani die Weihetätigkeiten in Münster und Paderborn. Ein “echter” Weihbischof war Steffani jedoch nicht:

Steffani war also kein ordentlicher Paderborner Weihbischof, seine Anstellung war nicht über den kirchlichen Verwaltungsweg gegangen, er bekam kein Gehalt aus der Bistumskasse. Es war ein persönliches Arrangement zweier Kirchenfürsten, und damit ist auch klar, warum es im Moment des Todes von Franz Arnold hinfällig wurde (in: Der Komponist als Weihbischof, die warte Weihnachten 2017)

Der ungewöhnliche Status hatte rückblickend betrachtet auch seine Vorteile:

Dem Sachverhalt, dass Steffani nicht als normaler Weihbischof angestellt war und demnach auch über keine Generalvollmacht verfügte, ist es zu verdanken, dass in den Paderborner Weiheprotokollen jeweils eigens vermerkt wurde, dass der Bischof von Spiga diese Weihen im Auftrag Franz Arnolds durchgeführt habe. Insgesamt hat Steffani in den acht Jahren seiner weihbeschöflichen Tätigkeit 480 Männern die Tonsur erteilt, 422 die niederen Weihen gespendet, 382  zum Subdiakon, 367 zum Diakon und 356 zum Priester geweiht.

Im Rahmen der Feierlichkeiten “1000 Jahre Schloß Neuhaus” im Jahr 2016 beleuchtete der Vortrag Agostino Steffanis Leben und Musik in Schloß Neuhaus seine Zeit als Weihbischof auf Abruf in Paderborn.

Von Rolevinck

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