Von Ralf Keuper 

Die Ursprünge der Automation reichen bis in das Jahr 1784, als Oliver Evans[1]Oliver Evans | Amerikanischer Erfinder vor den Toren Philadelphias eine vollautomatische Fabrik – eine kontinuierlich arbeitende Mehlmühle errichtete. Evans’ Mühle nutzte angetriebene Förderbänder in einer kontinuierlichen Produktionslinie. Von der Anlieferung des Getreides in der Mühle bis zur Verarbeitung zu fertigem Mehl war keine menschliche Arbeit erforderlich[2]Automation von John Diebold. Mehr als hundert Jahre später sollte Henry Ford das Fließband zur Grundlage der Massenproduktion machen. Seitdem schreitet die Automation unaufhaltsam voran.

In Westfalen ist die Automation eng mit der industriellen Datenkommunikation verbunden, die ihren Schwerpunkt in Ostwestfalen-Lippe hat[3]Klemmen-Valley Ostwestfalen-Lippe. Seit dem 20. Jahrhundert werden Prozessleitsysteme in der Fertigungssteuerung verwendet. Ein Pionier auf diesem Gebiet war Schoppe & Faeser in Minden[4]Schoppe & Faeser – der in Vergessenheit geratene Computerpionier aus Minden. Im Jahr 1954 erwarb S&F von der amerikanischen Firma Librascope/Royal Precision Corporation eine Lizenz zur Fertigung von elektronischen Prozessrechenanlagen. Mit der Beendigung der Kooperation mit Librascope sattelte S&F komplett auf Prozessleitsysteme um und mauserte sich in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einem Weltmarktführer für Automatisierungssysteme. Davon zeugt bis heute der ABB-Standort in Minden, wo weiterhin Messumformer, Prozessleitsysteme und Regelantriebe produziert werden. Ebenfalls in Minden entwickelte Wago im Jahr 1951 den Federklemmanschluss, womit das Unternehmen die elektrische Verbindungstechnik revolutionierte[5]1951: Der Federklemmanschluss.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Digitalrechnern und den damit verbundenen Technologien wurden industrielle Kommunikationsnetze mit digitaler Übertragung entwickelt bzw. auf diese umgestellt. Proprietäre digitale Kommunikationsnetze für den industriellen Einsatz begannen in den 1960er Jahren, als Computer für Automatisierungssysteme erstmals miteinander verbunden wurden.

Die Verwendung von lokalen Netzwerken zur Verbindung von Computern und Automatisierungsgeräten innerhalb eines industriellen Automatisierungssystems hat sich seit 1980 durchgesetzt. Die von lokalen Netzwerken gebotene Kommunikation mit hoher Kapazität und niedrigen Kosten hat verteiltes Rechnen und viele Automatisierungsdienste Realität werden lassen. Industrielle Automatisierungssysteme sind oft als offene verteilte Architektur mit Kommunikation über digitale Kommunikationsnetzwerke implementiert[6]Ein kurzer Abriss der Entstehungsgeschichte industrieller Netzwerke für die Datenkommunikation #1.

Im Jahr 1980 gründete Hans Beckhoff sein Unternehmen, das heute als Beckhoff Automation firmiert. Im Jahr 1986 brachte Beckhoff die erste PC-basierte Maschinensteuerung auf den Markt. Heute ist Beckhoff einer der drei größten Hersteller von Industrie-PCs, die für die Maschinensteuerung eingesetzt werden[7]„Manchmal treiben wir selbst Siemens vor uns her“. Weitere Meilensteine waren bzw. sind die Einführung des Echtzeit-Ethernet-System EtherCAT, die Entwicklung von XPlanar für den schwebenden 2D-Produkttransport mit bis zu 6 Freiheitsgraden sowie aktuell das MX-System, eine schaltschranklose Automatisierungslösung.

Ein großes Anwendungsgebiet für die Automatisierung ist die Intralogistik[8]WIE WICHTIG IST AUTOMATISIERUNG FÜR DIE INTRALOGISTIK DER ZUKUNFT?, so etwas wie die Paradedisziplin der westfälischen Wirtschaft[9]Intralogistik: Eine Paradedisziplin der westfälischen Wirtschaft[10]LOGISTIKSYSTEME IN HOCHGESCHWINDIGKEIT[11]AUTOMATISIERUNG MIT FAHRERLOSEN TRANSPORTSYSTEMEN (FTS). Gleiches gilt für die Herstellung von Küchenmöbeln[12]PC-basierte Steuerungslösungen für Holzbearbeitungsmaschinen sichern Ihren Vorsprung in der Möbelindustrie[13]Neues Werk wird optimal auf hochautomatisierte Fertigung ausgerichtet, wie überhaupt die Holzverarbeitung[14]Möbelland Westfalen.

In Halver lebte ein weiterer Pionier der Industrieautomation: Werner Turck, Gründer der Turck-Unternehmensgruppe, die neben dem Stammsitz in Mühlheim an der Ruhr, u.a. in Halver und Detmold Standorte unterhält.

Von Rolevinck

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