… Wenn die Zeitgenossen den Westfälischen Frieden – und damit meinten sie in aller Regel die beiden als Einheit verstandenen Instrumenta pacis vom 24. Oktober 1648 – trotzdem emphatisch feierten, ihn zu dem Referenzdokument der Vormoderne schlechthin stilisierten, auf das so gut wie jeder folgende Friedensschluss bis in die Revolutionszeit hinein Bezug nahm, wenn die zeitgenössischen oder wenig späteren Aktensammlungen einander rasch ablösten und die Literatur zum Westfälischen Frieden schon bis zum Ende des Ancien Régime ganze Bibliotheken füllte, dann musste das seine Gründe haben. Wenn die angelsächsische (Politik- und Rechts-) Wissenschaft seit den späten 1940er Jahren bis in unsere Gegenwart hinein von einem (vermeintlichen) Westphalian system sprach (oder auch noch spricht), dann hat der Historiker zu fragen, worin denn diese kaum zu überbietende Hochschätzung, diese Singularität des Westfälischen Friedens bestanden haben soll. Es gilt dabei, zwei Diskursebenen zu unterscheiden: die des Westfälischen Friedens als “Reichsgrundgesetz” und die der staatenpolitischen Wegmarke. Zunächst soll die letztgenannte Thematik ins Auge gefasst werden. …
Quelle / Link: Ein doppeltes “Westphalian System”? Der Westfälische Friede, das Reich und Europa
Weitere Informationen:
Das Westfälische Staatensystem: So modern wie nie