Von Ralf Keuper

Nach Ansicht der NRW-Landesregierung in Person des Chefs der Staatskanzlei, Franz-Josef Lersch-Mense, werden im Zeitalter fortschreitender Globalisierung kleinere regionale Einheiten kaum noch wahrgenommen. Deshalb sah sich die Landesregierung veranlasst, zwei Metropolregionen für NRW zu definieren: die Metropolregion Ruhrgebiet und die Metropolregion Rheinland.

Beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe stösst diese Einteilung auf wenig Gegenliebe. So kritisierte LWL-Chef Matthias Löb, dass für den Rest des Landes, sprich Münsterland, Ostwestfalen-Lippe und Südwestfalen, keine Entwicklungsziele existieren würden.

Der LWL-Chef äußert die Befürchtung, die westfälischen Teilregionen könnten bei der Vergabe öffentlicher Mittel gegenüber den Metropolregionen benachteiligt werden. Insofern das alte Lied.

Bisher jedenfalls scheint den “Teilregionen” ihre vermeintlich periphere Lage nicht schlecht bekommen zu sein, sind das Münsterland, Ostwestfalen-Lippe und Südwestfalen doch die Regionen in NRW, die über die besten Wirtschaftskennzahlen, wie Arbeitslosigkeit, Finanzlage der Kommunen und Weltmarktführer/Hidden Champions, verfügen. Die Region Ostwestfalen-Lippe zählt zu den fünf technologisch innovativsten Regionen Deutschlands, Südwestfalen gehört zu den drei größten Industrieregionen Deutschlands, und im Münsterland, wie vor allem im Kreis Coesfeld, herrscht nahezu Vollbeschäftigung.

Was die vermeintlichen Vorzüge von Metropolregionen betrifft: Sollte die Behauptung der Landesregierung tatsächlich zutreffen, dass Metropolregionen die Zukunft gehört, dann steht das in einem seltsamen Widerspruch zu den Ergebnissen einer Studie zur Kaufkraft in den Großstädten Deutschlands, derzufolge Köln die ärmste Stadt Deutschlands ist. Anscheinend kommen die Segnungen der Urbanität nicht überall an 😉

So fraglich die Einteilung der Landesregierung ist, so darf man sie dennoch nicht völlig außer Acht lassen, geht es hier tatsächlich darum, Einfluss auf die (Selbst-)Wahrnehmung der Regionen in NRW zu nehmen. Was das angeht, ist die Landesregierung gut beraten, sich die Erfahrungen des Zukunftsrats der bayrischen Landesregierung zu Herzen nehmen. Dieser hatte nämlich im Jahr 2010 eine Karte publiziert, die eine Einteilung des Landes in Kernstädte, Gemeinden außerhalb von Großstadtregionen und Leistungszentren vornahm, was in der Öffentlichkeit zu heftigen Reaktionen führte, auch unter führenden CSU-Politikern 😉 Auch sonst genügte die Karte wissenschaftlichen Ansprüchen, wie sie von der Kritischen Kartographie vertreten wird, in keiner Weise.

Wie so oft, lohnt auch in diesem Fall ein Blick in die jüngere Vergangenheit, und zwar in das Gutachten Wer kam besser durch die Krise? Westfalen-Lippe im Vergleich zum Rheinland, im Auftrag der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe e.V. aus dem Jahr 1997. Darin hieß es u.a:

Westfalen-Lippe schnitt insgesamt wesentlich besser ab als das Rheinland. Das ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Bei den Dienstleistungen konnte ein größeres Arbeitsplatz-Plus erzielt werden. Gleichzeitig verlief der industrielle Arbeitsplatzabbau moderater als in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf. … Hervorzuheben ist, dass Westfalen-Lippe in allen ausgewiesenen Branchen eine relativ bessere Entwicklung hatte als das Rheinland.

Weitere Informationen:
Gemeinsam gegen Rhein und Ruhr: Politiker wollen Arbeitskreis der OWL-Kommunen wiederbeleben

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