Von Ralf Keuper

Im Sommer 1796 weilte der Dichter Friedrich Hölderlin im Gefolge der Familie des Frankfurter Bankiers Gontard für einige Wochen in Bad Driburg. Als Hauslehrer der Kinder befand er sich in unmittelbarer Nähe zur Ehefrau des Bankiers, Susette Gontard.

Hölderlin fühlte sich stark zu der Hausherrin hingezogen. Um seiner Sehnsucht auf literarischem Weg Ausdruck zu verleihen, richtete er fortan mehrere Briefe an Diotima, die stellvertretend für Susette Gontard stand. Diotima taucht als literarische Figur zum ersten Mal in Platons Symposium auf, in dem sie Sokrates das Wesen der Liebe erklärt.

Wegen der engen Beziehung zu Bad Driburg residiert in dem Kurort die Diotima-Gesellschaft. Attraktionen des gräflichen Parks in Bad Driburg sind der Hölderlin-Hain und die Diotima-Insel.

Rückblickend betrachtete Hölderlin die Wochen in Bad Driburg als die glücklichsten seines Lebens. Und das, obwohl die Reise nach Westfalen bei ihm anfangs wenig Begeisterung auslöste.

Leider hielt die Stimmung, die er von seinem Aufenthalt in Bad Driburg mitnahm, nicht lange an. Hölderlins Geist verdüsterte sich in den Jahren danach immer mehr. Letzte Zuflucht auf Erden war ein – inzwischen nach ihm benannter – Turm in Tübingen.

Stefan Zweig beschrieb den Leidensweg Hölderlins in Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin, Kleist, Nietzsche.

Hermann Hesse fand für Hölderlins Dichtung nur lobende Worte. Für ein Gedicht von Hölderlin, so sagte Hesse einmal, gebe er den ganzen Schiller hin.

Damit steht Hermann Hesse gewiss nicht alleine 😉

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