Wer heutzutage Tiermedizin studieren möchte, der hat keine große Auswahl. Nur fünf Ausbildungsstätten gibt es in Deutschland, und Studenten, die aus Westfalen kommen, müssen nach Hannover oder Gießen ziehen, um die nächstgelegenen Fakultäten zu besuchen. Das war nicht immer so. Zum Ende des 18. Jahrhunderts, als verschiedene Viehseuchen und die gefährliche Tollwut immer wieder Wirtschaft und Menschenleben in den Städten und auf dem Lande gefährdeten, kam es zur Gründung vieler Tierarzneischulen, von denen etliche zwar einen durchaus guten Ruf hatten, z. B. Stuttgart, Greifswald, Dresden, von denen die meisten jedoch heute nicht mehr existieren. Über eine tierärztliche Ausbildungsstätte in Münster, die es immerhin über 40 Jahre lang gab, wird in der veterinärmedizinhistorischen Literatur nur spärlich berichtet. So erschien am 3. Februar 1968 in den „Westfälischen Nachrichten“ in der Reihe „Kärls und Köppe“ ein kleiner Artikel über den „ersten Professor der Medizin“ in Münster, „Prof. Dr. Fehr“. Der münsterische Lokaljournalist und Heimatforscher Walter
Wehrland hatte diese Reihe über Persönlichkeiten und Unika des Münsterlandes zu einer Zeit ins Leben gerufen, in der nostalgisch verklärte Blicke auf die westfälische Heimat und ihre Charaktere in Mode waren. Er schildert den Tierarzneilehrer, wie auch Fraatz 1940 in der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift, als einen bedeutenden Mann seiner Zeit, der allerdings in Vergessenheit geraten war. Dieser im Anekdotenstil verfasste Artikel ist der einzige ausführlichere Hinweis auf den Münsteraner Bürger und Professor der Tierarzneiwissenschaften, Joseph Fehr, in den letzten 50 Jahren. …
Quelle: Die Tierarzneischule in Münster von 1779 bis 1824